Der Geschirrspüler macht komische Geräusche

Seit einiger Zeit machte unsere Spülmaschine komische sägende Geräusche - unerträglich. So richtig sauber wurde das Geschirr auch nicht mehr. Die Vermutung war “Lagerschaden” an der Hauptpumpe - beim Abpumpen war die Geräuschkulisse ok.

Neukaufen oder Reparieren ?

Da das Ding schon seit über 10 Jahren seinen Dienst tut, haben wir auch über einen Neukauf nachgedacht. Die Beschichtung der Geschirrkörbe ist an einigen Stellen ab und es zeigen sich Roststellen. Eine Reparatur (2012, Motorkondensator an der Hauptpumpe defekt) hat der GSP auch schon hinter sich. Da ein neuer vergleichbarer dann aber ca.800€ kosten würde, lohnt sich wahrscheinlich ein Reparaturversuch.

Dazu noch ein paar warnende Worte: Die hier beschriebenen Abläufe sind keine Garantie dafür, daß die Geschirrspülmaschine danach sicher betrieben werden kann. Die beschriebenen Arbeiten dürfen nur von einer Elektrofachkraft ausgeführt werden. Also: wer’s versaut hat selbst schuld.

Damit man überhaupt vernünftige Informationen findet, braucht man die sogenannte E-Nummer. Bei meinem GSP ist sie in das Nirosta-Blech oben in der Tür eingeätzt. Man kann sie kaum lesen, aber wenn man mit Bleistift darüber reibt, wird die Schrift sichtbar:

E-Nummer Stempel Der Geschirrspüler ist also ein SGI55M45EU/70

Eine Recherche über die vermutlich auszutauschenden Teile im Netz - dickes Lob an das Bosch Service Portal - und ein Telefonat mit einem sehr netten Ersatzteilhändler ergaben folgendes:

  • schlimmstenfalls müssen ein Dichtsatz und ein neuer Pumpenmotor her :insgesamt ca. 220€
  • mit etwas Glück werden nur ein Dichtsatz und neue Lager gebraucht: ca. 40€.

Also auseinander bauen und schauen was Sache ist.

Auseinander bauen

Man braucht dazu kein Spezialwerkzeug, eine Wasserpumpenzange, eine Kombizange und ein Torx Bitsatz reichen aus. Auf jeden Fall sollte man Putzlappen oder Handtücher bereit haben. Der Geschirrspüler enthält noch etwas Wasser, welches irgendwann doch rausläuft. Außerdem gibt es viele versiffte Stellen, die sauber gemacht werden wollen. Ein Kanister, ein Stück Aquariumschlauch und eine Einwegspritze helfen sehr dabei, Wasserreste aus der Maschine zu holen, damit es nicht zu sehr plörrt.

Oder man macht das Ganze draußen und läßt einfach laufen :) Ich hab das Ding in der Küche mit dem “guten Holzfußboden” auseinander gebaut und war entsprechend vorsichtig.

Was auch sehr geholfen hat, war ein Rollbrett auf dem ich den GSP leicht durch die Gegend schieben oder mal eben drehen konnte.

Nachdem der Geschirrspüler aus der Küche rausgezogen und abgekabelt / abgenabelt ist, entfernt man erst mal die Seitenwände - die sind nur mit jeweils 2 Torxschrauben vorn rechts und links befestigt.

Rechte Seitenwand ab

Dann kann man auf der rechten Seite schon den Pumpenmotor sehen. Die Ablagerungen unter dem Motor deuten auf ausgetretenes Wasser hin, aber es war nicht so viel, daß es den Wassersensor ausgelöst hätte.

Motor und Sauerei

Um den Motor ausbauen zu können muß man übrigens nicht die Tür ausbauen, wie das an anderer Stelle im Netz beschrieben ist.

Man kommt an den Motor heran, indem man den oberen Maschinenteil (die Blechkiste) vom unteren Maschinenteil (die weiße Plastikbox) trennt. Dazu muß man zunächst im Spülraum unten die Siebe und Abdeckungen entfernen.

Außerdem müssen der Deckel des Salzbehälters und die darunter sichtbare Plastikmutter entfernt werden.

Spülraum

Erst dann kommt man an die Schrauben, die den unteren Spülarm halten (2x Torx) und die Schrauben die die Edelstahlwanne an die Dichtung des Pumpensumpfes pressen. Die 4 Schrauben entfernen, und den Spülarmhalter aus der oberen Halterung herausklipsen.

Ich habe die Abdeckung des Flügelrads der Abwasserpumpe auch entfernt um das Restwasser besser absaugen zu können. Ein Kontrolle auf Fremdkörper schadet auch nicht.

Pumpensumpf

Auf der linken Seite der Maschine muß nun die “Wassertasche” entfernt werden. Dazu löst man die Schrauben an den Blechhaltern die die Wassertasche an die Maschinenwand anpressen und schiebt die Halter dann seitlich weg. Dann muß man die Plastiklötze (oben links und rechts im nachfolgenden Bild) entfernen. Beim Linken geht das mit einer Schraube, beim Rechten muß man einen Blechstreifen aufbiegen.

Bevor man weiter macht, sollte man darauf gefaßt sein, daß alles Wasser was noch in der Wassertasche ist, rausläuft. Je nach dem in welchem Zustand man die Maschine ausgeschaltet hat ist sie möglicherweise randvoll :)

Nun müssen die drei Schläuche unten links gelöst werden. Dazu zunächst den schwarzen Sicherungsclip zwischen dem Entlüftungschlauch (links und dem Abwasserschlauch (Mitte) entfernen. Dann kann man Entlüftungsschlauch und Abwasserschlauch nach unten abziehen.

Um den Zulaufschlauch zu lösen, drückt man die Metallklemme mit einer Kombizange zusammen und schiebt sie nach unten. Den Schlauch kriegt man schwer ab, aber mit etwas Seifenlauge und Drehbewegungen mit der Zange geht’s.

Nun läuft das Wasser was noch in der Wassertasche ist raus - man kann den Ablaufschlauch schnell drunter halten.

Nun zieht man die die Wassertasche etwas nach vorn (klebt ein wenig) und dann nach oben raus.

Man sollte die Wassertasche vorsichtig behandeln - auf der Vorderseite ist sie aus dickem Plastik, aber die Rückseite ist eine dünne Folie. Wenn man sie kaputt macht - 80€. Mir ist sie kaputt gegangen als ich sie sauber machen wollte und einen Duschschlauch daran gehalten hatte um sie durchzuspülen.

Wassertasche

So sieht die linke Maschinenseite ohne Wassertasche aus. Ohne Wassertasche

Als nächstes wird das Gebergehäuse ausgebaut. Im folgenden Bild ist es mit noch eingebauter Wassertasche zu sehen. Die Wassertasche sowie das Gebergehäuse stecken in dem Plastikteil auf dem die Nummern 1 und 2 stehen. Ich habe die Steckerpositionen mit Nummern gekennzeichnet, damit man sie später wieder richtig zusammen stecken kann.

Man muß zunächst die Stecker von den Mikroschaltern (oben Rechts) abziehen, und den unten rechts hinter dem roten Plastikstößel sichtbaren Schlauch abziehen.

Das Gebergehäuse ist unten “eingerastet”, wenn man mit einem Schraubendreher die Rastung löst kann man das Gebergehäuse nach oben herausziehen.

Gebergehäuse

Wenn das Gebergehäuse so verdreckt ist wie hier, sollte man es reinigen. Man kann die Mikroschalter abbauen und das Gehäuse in warmes Wasser mit einem Spülmaschinentab einlegen.

Gebergehäuse2

Nun geht es daran die letzten Verbindungen zwischen Unterteil und Oberteil der Maschine zu lösen. Dazu weden zunächst die Plastikabdeckungen der Türseilhaken rechts und links entfernt, und die Türseile ausgehängt. (ist im nächsten Bild schon geschehen)

Das geht nur bei geschlossener Tür - sonst sind die Federn zu stark gespannt.

Achtung, wenn man die Tür nun aufmacht, fällt sie runter.

Türseil aushängen rechts

Und auf der anderen Seite..

Türseil aushängen links

Nun - endlich - kann man die vier Schrauben lösen, die Unterteil und Oberteil noch verbinden.

Nun kann man das Oberteil ein Stück hochziehen - wenn man gerade keinen Helfer zur Hand hat, geht’s auch mit Trick :)

Ohne Worte..

Wenn man das Oberteil ein Stück angehoben hat, dann kann man die Seilrolle abbauen. Dazu muß sie ein Stück nach hinten verdreht werden:

Seilrolle

Dann kann man sie aushängen:

Seilrolle ausgehängt

Als nächstes zieht man alle Stecker des Kabelbaums der von der Tür kommt ab. Natürlich nicht, ohne vorher ein Foto zu machen, damit man alles wieder richtig zusammen steckt. Das Ziel ist, daß der von der Tür kommende Kabelbaum frei ist, und nicht mehr mit dem unteren Maschinenteil verbunden ist.

Kabelbaum ab

Wenn man den Netzanschluß vorher ausgebaut hätte ginge es etwas einfacher..

Netzanschluß ab

Soooo.. nun liegt das Unterteil frei vor mir. Eine gute Gelegenheit die Dichtungen zwischen Edelstahlgehäuse und Unterteil zu reinigen. Dann habe ich noch ein wenig Vaseline draufgeschmiert, damit sie leichter wieder reingehen.

Unterteil frei

Nun wird die Hauptpumpe ausgebaut. Pumpe und Motor sind auf der Druckseite mit einer Gummitülle verbunden, die mit einer Klemmschelle gesichert ist. Diese kann nicht wieder verwendet werden und muß vorsichtig entfernt werden, so daß die Gummitülle nicht beschädigt wird.

Hauptpumpe

Auf der Saugseite ist die Pumpe in eine Dichtung im Pumpensumpf gesteckt.

Nun kann man die Laschen mit denen der Motor am Untergehäuse befestigt ist aushängen, und Pumpe sowie Motor mit einer Drehbewegung aus den Gummitüllen lösen. Die restlichen Kabelschuhe lösen.

Man kann übrigens den Pumpensumpf mitsamt Hauptpumpe aus dem Unterteil herausnehmen, wie man auf dem nächsten Bild sieht.

Hauptpumpe raus

Dazu muß man ein paar Kabel mehr lösen. Für den Tausch des Motors bzw. der Dichtung ist das nicht nötig, ich habe es aber gemacht, weil ich das Untergehäuse reinigen wollte. Das sah nämlich so aus:

Untergehäuse

Nachdem Motor und Pumpe nun ausgebaut sind, habe ich diese zerlegt. Hier sieht man schon an der Verkrustung des Motors, daß über eine längeren Zeitraum kleine Wassermengen ausgetreten sind. Offensichtlich so wenig, daß es schnell genug verdunstet ist, und nicht den Wasserstandssensor ausgelöst hat.

Aber eben so viel, daß das pumpenseitige Lager vergammelt ist.

Der Motor machte auch ein sehr unschönes Geräusch wenn man die Welle gedreht hat. Da er aber noch lief, wollte ich zunächst versuchen ein Lager zu tauschen.

Motorzerlegt

Also ab in die Werkstatt. Der Motor war - nach einer Behandlung mit WD40 - leicht zu zerlegen und das pumpenseitige Lager wie erwartet völlig vergammelt. Hierzu soll noch gesagt werden, daß der Lagertausch vielleicht nicht jedermanns Sache ist, aber zur not findet man im Bekanntenkreis jemanden der jemand kennt der das kann.

Motornochmehrzerlegt

Das Lager ist ein “Allerweltslager” 608z

Lager

Die entgültige Entscheidung für die Reparatur ist also gefallen.

Ersatzteile beschaffen

Die Teile habe ich dann letztlich bei ersatzteil-land.de bestellt. Einen Dichtsatz und, weil ich sie dusseligerweise beim sauber machen kaputt gemacht habe, ein Wärmetauscher alias “Wassertasche”. Außerdem noch ein Geschirrkorb-Set als Ersatz für die vergammelten alten Geschirrkörbe.

Ich war mit dem Lieferanten hochzufrieden, er hat auf Nachfrage noch mal die Kompatibilität der Teile mit der Maschine bestätigt, schnell geliefert und der Preis war auch günstiger als bei anderen.

Alles wieder zusammen bauen

Nachdem ich den Motor gründlich gereinigt hatte habe ich das neue Lager ein- und den Motor wieder zusammen gebaut. Danach lief er wieder leise.

Der Zusammenbau der Maschine erfolgte (wie sonst ?) in umgekehrter Reihenfolge. Dabei gibt es ein paar Dinge zu beachten.

  • Funktion und Kabelführung beim Wasserstandsensor
  • Korrekter und vollständiger Anschluss der Schutzerde

Beides sind Sicherheitseinrichtungen in der Maschine und beiden ist gemeinsam, daß man zunächst nicht merkt wenn sie nicht funktionieren. Wenn es denn aber zum Fehlerfall kommt sind die Folgen gravierend.

Der Wasserstandsensor dient dazu, die Maschine abzuschalten, bzw. das Abpumpen einzuleiten wenn irgendwas undicht wird. Dazu ist ein Schwimmkörper vorhanden, der über ein Hebelwerk einen Schalter betätigt. Wenn man hier etwas vergißt, oder falsch macht, funktioniert die Sicherheitsabschaltung nicht. Dann steht möglicherweise eines Tages die Bude unter Wasser.

Der Schutzleiter ist für die Funktion der Maschine nicht relevant, sondern ist dafür da, daß im Fehlerfall der Strom abgeschaltet werden kann. Wenn der Schutzleiter nicht richtig angeschlossen ist, steht im Fehlerfall möglicherweise das Maschinengehäuse unter Netzspannung - das kann tödlich sein.

Auf dem folgenden Bild sieht man Teile des Wassersensors:

  • der Styroporschwimmer wird durch Wasser in der Maschine nach oben gedrückt
  • die graue Wippe unten überträgt die Bewegung des Schwimmers auf den Stößel
  • der rote Stößel links betätigt einen Mikroschalter im Gebergehäuse
  • der Kabelbaum ist noch nicht in der richtigen Position, so könnte er die Bewegung stören.

Wassersensor

Auf dem folgenden Bild ist der Kabelbaum richtig befestigt:

Wassersensor richtig

Was kann man noch falsch machen ?

Z.B. Folgendes : Nachdem ich die Maschine wieder zusammengebaut habe, ist mir beim Test aufgefallen, daß der Pumpenmotor recht heiß wurde. Die Pumpe lief auch ziemlich schwergängig. Ich hatte erst gedacht, daß die Dichtung erst einlaufen muß (Graphit / Keramik),

Letztlich habe ich feststellen müssen, daß ich beim zusammenbau von Pumpe und Motor einen Abstandhalter verbummelt hatte. Er war mir beim Test des Motors runtergefallen und lag noch in der Werkstatt.

Abstandhalter

Der Abstandhalter ist dafür da, daß auf die Pumpendichtung gerade der richigen Druck ausgeübt wird.

Also alles wieder auseinander gebaut, Abstandshalter rein und wieder alles zusammengebaut.. .. nun läufts super.